Kupplung von Tiger Six 105 Bj'83 erneuern

[SebastianF.]

Hallo!
Gestern habe ich angefangen, diverse und schon lange fällige Arbeiten an meinem Tiger Six 105 zu erledigen.
Im Vordergrund steht die Instandsetzung der Kupplung. Da vermutlich vom Getriebe Öl in die Kupplung läuft ließ er sich zum Schluss fast kaum noch fahren.
Erneuert werden daher Wellendichtringe Richtung Motor & Getriebe, Kupplungsscheibe (Sinter), Druckplatte, Drucklager und alles, was mir während der Arbeit als reparaturbedürftig erscheint.
Da ich den Trecker dafür sowieso einmal komplett zerlegen muss, möchte ich ihn auch gleich optisch wieder auf Vordermann bringen. Dort stehen diverse Schweißarbeiten an Türen und Motorhaube, sowie eine komplette Kernsanierung des Lacks an. Da werde ich zu gegebener Zeit jedoch an anderer Stelle berichten.

Auch hier lohnt sich übrigens das Preise vergleichen. Ich hatte mir bei 5 Firmen Angebote eingeholt. Jeweils Scheibe, Druckplatte und Lager. Fast alle wollten mir einen Reparatursatz von LUK verkaufen, bestehend aus Scheibe & Druckplatte. Die Preise schwankten von 700 bis 1300€. Wie es der Zufall so wollte, habe ich im Internet vermutlich einen Restposten gefunden. Eben dieses Set von LUK nochmals um 25% reduziert, für am Ende sagenhafte 409€ inkl. Steuer und Versand. Das Drucklager gabs beim örtlichen LaMa für 70€.

[Cassani]

Sich ein bisschen umschauen und recherchieren lohnt immer. Bei der Restauration meines Same 360 war ich machmal erstaunt
wie günstig man Teile bekommen kann, wenn man sich ein wenig bemüht.

Gruß
Cassani

[SebastianF.]

Das glaube ich gerne. Dank Internet kommt man ja auch relativ zügig über die originale Ersatzteilnummer an Vergleichsnummern anderer Hersteller etc.
Ich fürchte, so perfekt wie deinen 360C bekomme ich das nicht hin. Das geht schon allein mit meinen eher beschränkten, studentischen finanziellen Mitteln nicht. In erster Linie muss er technisch wieder fit sein. Motor, Vorderachse und Lenkung habe ich vor einiger Zeit schon gemacht. Jetzt ist die Kupplung fällig. In dem Zuge bietet es sich an, gleich den ganzen Antriebsstrang wieder abzudichten und neu zu lackieren. Da kommt man ja so schnell und einfach nicht mehr dran.
Gestern habe ich die Motorhaube abgebaut. Gar nicht so einfach. Durch die Standheizung ist das schon ganz schön eng da drin. Das vordere Teil, wo die Batterie sitzt, ist untenrum fast vollständig verrottet. Habe mich richtig erschrocken. Heute wird er aufgebockt und Räder & Kabine kommen runter. Berichte heute Abend mit Bildern.

[SebastianF.]

Moin!
Heute habe ich es endlich geschafft, die Kabine runter zu bekommen. Entweder hat da schon mal jemand dran rum gepfuscht, oder der Ingenieur bei Same hat damals zu lange in der Sonne gestanden. Es gab quasi keine einzige Steckverbindung, die die Elektrik zur Kabine trennen würde. Einige Kabelstränge konnte man unterm Amaturenbrett trennen und mussten durch ein Loch gefriemelt werden, welches kaum größer war als die Kabel dick waren. Einige kamen direkt vom Sicherungskasten und waren ohne Unterbrechung in den Instrumenten eingesteckt bzw. teilweise sogar geschraubt. Dazu kamen etliche Kabel, die "einfach so" nachträglich diagonal über den Motor, rein in die Kabine gezogen waren. Mir blieb nichts anders übrig, als die restlichen Kabel direkt am Sicherungskasten raus zu ziehen.
Ebenso bin ich fälschlicherweise davon ausgegangen, dass der Mittelteil mit Lenkung und Amaturenbrett am Schlepper verbleiben könnte, sodass ich auch noch die Leitungen von Lenkung und Bremse ausbauen musste. Sämtliche Gestänge/Hebel konnten einfach durch herausziehen eines Sicherungsstifts ausgehangen werden. Etwas kniffelig waren die Hebel von der Hydraulik. Dort hängen die Hebel für die Höhenverstellung der 3-Punkthydraulik noch zusätzlich in diesem Metallkasten, auf der die Skala ist. Diese wird durch 2 Schrauben in der Kabine gehalten - muss man erstmal drauf kommen! Diese beim aufsetzen der Kabine wieder einzufädeln wird bestimmt ebenso spaßig.
Morgen möchte ich ihn sicher aufbocken. Den Vorderteil würde ich gerne mit einem Hubwagen anheben, um es später vernünftig rangieren zu können. Ich hoffe, die 2to Tragkraft reichen dafür aus.
Morgen Abend muss ich erst einmal wieder eine Woche nach Gießen, studieren. Das Trennen wird also frühestens am 20. was.

[Kurt_TigerSix105]

Hallo Sebastian,

danke für diese Beitragsreihe. Darf ich dich um einen Gefallen bitten und zu messen welche Höhe zum Abnehmen der Kabine erforderlich ist.

[SebastianF.]

Moin Kurt,
die Halle ist so ungefähr 5m hoch. Das reichte so grade. Problem war, dass ich die Kabine über die Schalthebel heben musste. Diese kann man nicht (jedenfalls konnte ich nicht rausfinden wie) ohne großen Aufwand demontieren. Den Gruppenwahlhebel könnte man durch Lösen des Sicherungsstifts von der Welle ziehen. Der Gangwahlhebel sitzt jedoch mit einer Kugel in einem Gussgehäuse. Das hätte man evtl. komplett abbauen und das Schaltgestänge direkt aus dem Getriebe ziehen können. Ich hab die Kabine dann lieber 50cm höher gehoben.

[SebastianF.]

Moin!
Ich konnte es nicht abwarten und bin doch eher wieder nach Hause gefahren um am Trecker weiter zu machen
Habe nun die Heckhydraulik, Kardanwelle, Räder und diverse Kleinigkeiten abmontiert. Jetzt steht er zumindest schonmal in der Luft.
Hinten steht er auf Metallböcken. Am Getriebe kommt noch einer drunter. Vorne steht er auf Paletten. Ich habe die Pendelachse blockiert und ihn unter Achse und Ölwanne abgestützt. So kann ich das Vorderteil dann hoffentlich einigermaßen gut weg ziehen.


@Kurt: Wir müssen dringend mal im ICQ quatschen

[Cassani]

Hallo SebastianF.
Du wirst sicherlich gesehen haben, wie ich den Motor meines Same 360 an das Getriebeangeflanscht habe. Es ging zwar ziemlich gut, etwas Rütteln und Schieben war aber trotzdem notwendig. Da der Motor aber alleine an einem Kettenzug hing, konnten wir ihn in alle Richtungen bewegen. Zu diesem Zeitpunkt war ich froh, dass die Vorderachse nicht auch noch am Motor hing.

Ich weiß nicht wie kopflastig Deine Konstruktion mit den Paletten ist. Ich würde auf jeden Fall die Vorderachse noch mit einem Gurt mit allen vier Paletten verbinden. Vielleicht kannst Du den Motor ja auch noch seitlich abspannen, damit er sich auf keinen Fall beim Zusammenruckeln zur Seite neigt.

Es ware auch zu überlegen, ob Du den Motor nicht von der Vorderachse trennst. Der Aufwand dürfte jetzt gering sein. Wenn Du den Motor dann auch noch auf 4 Paletten stellst, kannst Du ihn beim Zusammenbau viel leichter nach allen Seiten bewegen, ohne dass die Gefahr besteht, dass er runter fällt oder die ganze Konstruktion durch die bewegliche Achse doch noch zusammenklappt. Falls notwendig kannst Du dann vorne am Motor auch gleich den Simmerring für das Steuergehäuse wechseln.

Viel Glück beim Schrauben
Cassani

[Cassani]

Anbei mal Bilder von Vorrichtungen zum Trennen eines Traktors zwecks Kupplungstausch. Beide Vorrichtungen basieren darauf, dass der Traktor noch auf seinen vier Rädern steht .

Die rote Vorrichtung stammt von der Fa. Sparex und ist für Traktoren der unteren Gewichtsklasse geeignet. ( z.B. Ferguson TEF, Dexta etc.) sie zeigt aber das Prinzip wie so eine Vorrichtung konstruiert werden kann.

Das Bild von der zweiten Vorrichtung stammt aus dem Ferguson Forum.
Diese Vorrichtung ist vom Prinzip her ideal, da das hintere Teil mit dem Heck verschraubt wird. Ob man hinten unbedingt einen Rollwagen braucht,oder ob nicht auch eine festes Gestell ausreicht wie bei der Sparex Konstruktion, mag jedem selbst überlassen sein.
Ich persönlich würde auch die vordere Rollvorrichtung so konsturieren, dass sie seitlich mit dem Motor verschraubt werden kann. Sind beide Vorrichtungen mit den Traktorhälften verschraubt und der Traktor steht noch auf seinen Rädern, kann man beim Zusammenbau soviel ruckeln wie man will ohne dass die Gefahr besteht, dass irgendein Teil umfällt. Die Schienen helfen beim Zusammenschieben.

Grüße

Cassani

[SebastianF.]

Hallo Cassani,
diese Schienenkonstruktion hatte ich auch schonmal gesehen. Ich hatte kurzzeitig mal geplant, mir so etwas aus 2 Winkeleisen zu bauen. Auf die Wagen hätte ich dann 2 Wagenheber gebaut. Motor und Getriebe dann mit dem Wagen zu verschrauben, ist natürlich genial. Aus Zeit-, Kosten- und Platz(Lager)gründen habe ich die Idee dann aber wieder verworfen.
Das mit den Paletten sieht auf den Fotos wilder aus, als es ist. Wir haben die Paletten heute noch ein Stück nach vorne geschoben, sodass der Motorblock jetzt bombensicher steht.

Dank tatkräftiger Unterstützung von Kurt haben wir den Schlepper heute auseinander bekommen und haben die alte Kupplung und die Schwungmasse ausgebaut. Der Wellendichtring zum Motor hin ist auch schon neu.
Jetzt ist es so, dass die (ich muss das nochmal im Ersatzteilkatalog nachschlagen) Welle für den Zapfwellenantrieb in der Hohlwelle für den Fahrantrieb läuft. Die Zapfwellen-Welle sitzt dann vorne in einer Verzahnung in der Schwungmasse. Diese ist unserer Meinung nach verschlissen. Laut Ersatzteilliste ist das kein eigenständiges Ersatzteil. Ich werde morgen mal ein paar Händler anfunken. Wenn es das Teil nicht einzeln gibt, werde ich das alte ausbauen, im CAD konstruieren und dann anfertigen lassen. Danach müsste die Schwungmasse dann vermutlich erstmal zum auswuchten. Die Schwungmasse hat auch viele kleine Hitzerisse. Ich denke, dass ich die Zeit nutze und diese dann auch gleich abdrehen lasse.
Bis das soweit ist, kann auch die neue Kupplung nicht montiert werden. Aber es gibt ja noch genug andere Baustellen
Zum wieder zusammen bauen hatten wir uns überlegt, den Motor mit Gurten an den Gabelstapler zu hängen, damit es beweglicher ist.

Soweit für den Moment. Montag gehts dann weiter.