Same 360 C Allrad Oldtimer

Hier könnt ihr eure Schmuckstücke vorstellen. Ob restauriert oder Orginalzustand spielt keine Rolle.
Cassani
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Same 360 C Allrad Oldtimer

Beitrag von Cassani »

Hallo !
Habe mir vor 2 Wochen in Italien einen Same 360 C Oldtimer ( Baujahr vermutlich 1967, Erstzulassung 1969) gekauft. Da diese Baureihe ( Puledro, 240, 250, 360, 480, Ariete ) in Deutschland ziemlich selten sind, möchte ich auf diesem Wege anfragen, ob es noch andere Liebhaber dieser Traktoren gibt. Über ein Erfahrungsaustausch würde ich mich sehr freuen.
Same360.png
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minitauro
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Re: Same 360 C Allrad Oldtimer

Beitrag von minitauro »

Hallo,
bin auch an einem Same Oltimer 360 Allrad interessiert. Jedoch sind diese sehr rar und überteuert.
Wie bist du an den 360C gekommen, über das Internet oder privat, und wieviel hat der gekostet. Würde ich sehr interessieren.
Erfahrungen mit Oltimer habe ich leider noch nicht, nur mit meinem Minitauro 60 Bj. 1976
Es gibt aber ne Seite: http://www.oldtimeratlas.de/?option=com ... e&Itemid=1
da kannst du dir vieleicht Infos holen.

Gruß

Carsten
Cassani
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Re: Same 360 C Allrad Oldtimer

Beitrag von Cassani »

Hallo Carsten !
Danke für Dein Interesse. Wenn Du Dich für einen Same 360 interessiert, dann solltest Du Dich erst einmal mit den unterschiedlichen Modellen der Baureihe Puledro, 240,250,360, 480 sowie den Änderungen innerhalb der Baureihen vertraut machen. Die Möglichkeiten dafür sind nicht überwältigend, aber es gibt so die eine oder andere Quelle, wie z.B. "'Puddingsworld" und die Möglichkeit über diese Seite zum historischen Archiv von Same zu kommen. Dort kann man nach jedem einzelnen Typ suchen. Andere Möglichkeiten sind die Allgemeine Suche über Google, die Bildersuche von Google über die ich auch den "Oldtimeratlas" gefunden habe, Ebay, der niederländische "Marktplaats" , Kapaza-Belgien, Ricardo-Schweiz und was man sonst noch so alles im Net findet.
Beim Same 360 gibt es drei Ausführungen. Die 1. Serie war der Same 360 ab ca.1958 mit einer einfachen Hydraulik ohne
Tiefenverstellung, Die 2. Ausführung war der Same 360 Automazione mit automatischer Tiefenverstellung und die 3. Serie war der
Same 360 C mit Automazione und 9 Vorwärts und 2 Rückwärtsgängen. Außerdem wurde er in alle möglichen Details bis zur Einstellung ca. 1967 noch verändert. ( z.B. Auspuffkrümmer, Vorderachse, Einspritzpumpe)

Ich selbst habe meinen 360 über Ebay.it / Kleinanzeigen gefunden. Es ist natürlich ein Risiko einen Traktor nur nach Bildern zu kaufen und nur um ihn anzusehen mal eben 1000 km mit einem Anhänger zu fahren, in meinem Fall ist es aber gut gegangen.
Natürlich ist noch das eine oder andere am Traktor zu tun, aber das hatte ich erwartet, zumal mir klar war, das 40 Jahre an keinem Traktor spurlos vorbeigehen. Mein Traktor springt auch bei Minus 15 Grad sofort an, die Lenkung hat null Spiel, die Vorderachse hat auch nur geringe Verschleißerscheinungen, Hydraulik, Bremsen, Allrad und Getriebe funktionieren. Der Traktor ist weitesgehend trocken. Die Blechteile wurden mal nachlackiert, der Körper , Motor und die Achsen wurden mal nachgestrichen. Die Vorderreifen sind neu. Die Batterie und die Hinterreifen sind hin. Die Elektrik muss umgerüstet werden. ( keine Blinker, kein Bremslicht, keine Warnblinkanlage.)
Die Preise für diese Traktoren liegen in Italien zwischen 2000 und 5000 Euro, wobei teuer nicht unbedingt gut sein muss. Interessanterweise sind die Hinterrad angetriebenen 360 manchmal teurer wie die 360 DT - Allrad. Ein vernünftiges Exemplar wird man für 3500 Euro bekommen. Ich habe den Traktor auf einem Anhänger selbst in Nord-Italien abgeholt. Die Kosten für die Fahrt muss man natürlich noch drauf rechnen, je nachdem wo man einen Traktor in Deutschland holt, sind die Kosten aber ähnlich.
Hier in Deutschland scheint es so gut wie keine Traktoren aus dieser Baureihe zu geben. Oldtimer Durben hat mal einen 250 DT und einen 360 DT verkauft. Die stammten aber aus den Niederlanden. Dort gibt es mehre Puledro,240,250 die auch immer mal wieder im Marktplaats angeboten werden. Aktuell wurde heute ein Same 240/250 bei Ebay.de verkauft. Allerdings nur mit Hinterradantrieb.
Falls Du noch Details wissen willst, kein Problem.

Viele Grüße

Cassani
Cassani
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Re: Same 360 C Allrad Oldtimer

Beitrag von Cassani »

Hallo Same - Freunde !
Hatte mir mit meinem Beitrag über Same-Oldtimer eigentlich eine größere Resonanz erhofft. Gibt e s keinen, der etwas zu den Same Oldtimern sagen kann? Bei Ebay wird immer ein Inserat der Firma Spörer aus Fürstenfeldbruck aus den 60 ziger Jahren angeboten auf dem ein Puledro B abgebildet ist. Demnach müsste es auch hier in Deutschland Traktoren dieses Typs gegeben haben.
Kennt jemand einen alten Same Händler der auch schon in den 50 ziger oder 60 ziger Jahren Same Taktoren verkauft hat
oder weiß jemand, wer noch andere Same Oldtimer besitzt ?

Interessant wäre auch zu wissen, ob es in Italien große Traktoren-Treffen wie z.B. das Treffen in Panningen / NL oder die
Dorset Steam Fair in England gibt.

Viele Grüße
Cassani
Cassani
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Re: Same 360 C Allrad Oldtimer

Beitrag von Cassani »

1.
Hallo Same –Freunde !

Damit es Euch an den kalten und dunklen Winterabenden nicht so langweilig wird, möchte ich nun doch mal über die Restauration meines Same 360 C-DT berichten.
Vielleicht führt das ja zu der einen oder anderen Diskussion, so dass wir alle etwas davon haben.

Meine ersten Eindrücke zum Traktor habe ich ja schon oben beschrieben und im Wesentlichen bin ich auch heute noch mit meinem Kauf zufrieden. Bei der Restaurierung hat sich dann aber insbesondere bei den Verschleißteilen die Notwendigkeit zum Ersatz von einigen Teilen ergeben, womit ich aber eigentlich schon gerechnet hatte. Trotzdem neigt man ja immer dazu sich so etwas “schön” zu reden. Wichtig war zunächst einmal, dass fast alle Teile vorhanden und original waren.
Häufig werden Same 360 angeboten, bei denen die Lenkung ausgetauscht wurde oder die kompletten Unterlenker und die Hubarme der Heckhydraulik fehlen. Ein riesen Problem sind auch übermäßig “zerknüllte” oder verostete Blechteile, da es dafür keinen Ersatz mehr gibt. Zum Glück hatten meine Blechteile nur wenige kleine Beulen und nur wenig Rost unter dem Lack. Durchrostungen gab es gar keine.

An meinem Traktor fehlten “lediglich” die orginalen Radkappen der Hinterräder und der originale Blech-Zapfwellenschutz. Ein Traktormeter war auch nicht vorhanden, was aber bei vielen 360 der Fall ist, da dies eine Sonderausstattung war und offensichtlich aus Kostengründen nicht immer geordert wurde. Der seitliche Batteriehalter fehlte und beim Abmontieren der AHK stellte sich heraus, dass deren Grundplatte gerissen war und man vermutllich aus Gründen der Geländegängigkeit die nach unten ragende Verstellschiene gekürzt hatte.

Der Zustand des Traktors zum Zeitpunkt des Ankaufs ergibt sich aus den nachfolgenden Bildern. Die Blechteile wurden mal in Ral 2002 nachlackiert. Unter dem jetzt hellgrauen Lack des Chassis war der originale grün/graue Lack sichtbar, bei dem es sich um den Farbton RAL 7009 handeln sollte. Am gesamten Traktor klebte ein knapp 50 Jahre altes Öl/Dreckgemisch, wodurch das eine oder andere Teil überhaupt nicht mehr erkennbar war und sich diverse Hebel nur schwer bewegen ließen. Der Rost am Traktor hielt sich in Grenzen, was vermutlich daran lag, dass er mal übergepinselt worden war.

Nach einigen Probefahrten dem Traktor stellte sich dann doch heraus, dass die Vorderachse sowohl an den Achsschenkelbuchsen wie auch an der oberen zentralen Aufnahme zum Vorderachsträger einiges an Spiel hatte.
Zwei der vier Kreuzgelenke in der Vorderachse und die Kreuzgelenke an der Kardanwelle waren ebenfalls verschlissen.
Durch falsche Schrauben in den Kreuzgelenken der Vorderachse - zu große Köpfe – wurden der mittlere Verbindungsring zwischen den Kreuzgelenken und die linke äußere Vorderachswelle beschädigt, so dass die Kreuzgelenke nicht mehr richtig
in ihrer Aufnahme saßen. Nur der Ersatz der Kreuzgelenke hätte deshalb nichts gebracht, da sie durch die beschädigten Aufnahmen in kürzester Zeit wieder zerstört worden wären.
Schäden waren auch am Auspuffkrümmer vorhanden, da der originale nach unten und nach hinten führende Auspuff, gegen einen nach oben zeigenden Eigenbau aus Guss-Wasserrohren ersetzt wurde. Durch die jetzt auftretenden Schwingungen war der Auspuffkrümmer überall gerissen. Außerdem hatte man den zweiteiligen Krümmer mal zusammen geschweißt, wodurch ihm die letzte Flexibilität genommen wurde.

Die Elektrik hatte auch ihre beste Zeit hinter sich. Alle Schalter und Kabel waren korridiert. Der Magneti Marelli Anlasser drehte sich nur noch sehr langsam und das Innenleben der Bosch-Gleichstrom-Lichtmaschine war total vermodert. Bremslichter, Blinker und eine Warnblinkanlage war nicht vorhanden.

Die originalen zwei 6 Volt Batterien, die sich normalerweise auf einem links außen am Traktor angebrachten Träger befunden hätten, waren gegen eine dicke LKW-Batterie ersetzt worden, die sich in einer 10 mm dicken Eisenkiste vor der Frontmaske des Traktors befand.

Die am Traktor vorhandenen Gummiteile – zwei große Faltenbälge der äußeren Tastorgane der Tiefenregulierung, sowie zwei kleine Faltenbälge der Hydrauliksteuerung waren entweder nicht mehr vorhanden oder nicht mehr brauchbar. Die Hauben-Auflagegummis waren porös. Die eine oder andere Verschmutzung am Traktor deutete außerdem darauf hin, dassdie dort befindlichen Simmerringe und O-Ringe verschlissen waren. Verrottet waren auch die bunten Plastikknöpfe an den Hebeln der Armaturentafel. Die hinteren Reifen waren total hinüber, die vorderen Reifen waren neu.

Alles in allem also eine gute Ausgangsbasis für eine Restauration. Oder wie seht Ihr das ?

Fortsetzung folgt.
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Verschlissene Kreuzgelenke und Achsschenkel an der Vorderachse
Verschlissene Kreuzgelenke und Achsschenkel an der Vorderachse
Verschlissene Kreuzgelenke an der Kardanwelle
Verschlissene Kreuzgelenke an der Kardanwelle
50 Jahre alter Dreck an der Hinterachse
50 Jahre alter Dreck an der Hinterachse
Rechte Traktorseite
Rechte Traktorseite
Abholung in Italien
Abholung in Italien
Cassani
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Re: Same 360 C Allrad Oldtimer

Beitrag von Cassani »

Hier noch ein Bild des Traktors von hinten
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Same 360 C DT von hinten
Same 360 C DT von hinten
Cassani
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Re: Same 360 C Allrad Oldtimer

Beitrag von Cassani »

Über die Art und Weise wie man einen Traktor am besten restauriert gibt es vielfältige Meinungen. Es dürfte u.a. davon abhängig sein, was man an Zeit und Geld in die Restauration stecken kann oder will, was für eine Infrastruktur zu Hause vorhanden ist und wie man den Traktor nach der Restauration verwendet.
Ich habe keine handwerkliche Ausbildung, schraube aber schon seit Jahren an Autos herum und mache auch ansonsten fast alle Arbeiten im und am Haus alleine.
Meine Werkzeugausstattung würde ich als gut bezeichnen. ( Qualitätswerkzeuge, großer Kompressor, Standbohrmaschine, Schutzgas- und Autogen-Schweissgerät, kleine Sandstrahlkabine, Hebewerkzeuge, Hubwagen, Myford-Drehbank, Sata Spritzpistolen etc.)
Ich habe eine ausreichend große Garage mit einem Raum in dem ich nur montiere und einem anderen Raum in dem ich entweder Schleifarbeiten durchführe oder lackieren kann.
Für meinen Same 360 habe ich diverse Betriebsanleitungen, Ersatzteilkataloge und ein originales deutsches Werkstatt-handbuch in Papierform bzw. digital auf dem Rechner.

Nach der Restauration soll der Traktor für leichte Arbeiten am Haus ( Brennholz holen mittels Kugelkopfanhänger - aber keine Arbeiten im Wald - , Grünzeug, Heckenschnitt und Blätter wegfahren mittels Eigenbau-Heckcontainer und Fahrten zu Oldtimer-Treffen verwandt werden.

Wie schon bei anderen Restaurationen, wurde auch dieser Traktor bis auf das blanke Metall entrostet und dann in Einzelteilen wieder lackiert. Alle Schrauben, Hebel, Gestänge und kleine Blechteile wurden sandgestrahlt und neu verzinkt.
Das Strahlen der kleinen Teile habe ich selbst gemacht. Große Teile habe ich strahlen lassen. Sofern Strahlen untunlich war, erfogte die Entrostung mittels geeigneter Schleifer.

Zunächst einmal sollte der Traktor so lange wie möglich auf seinen Rädern stehen bleiben. Alle äußeren Teile die ich selbst per sandstrahlen oder schleifen entrosten konnte, wurden nacheinander abgebaut, entrostet, aufgearbeitet, neu lackiert, teilweise wieder zusammengebaut und um Beschädigungen zu vermeiden, erst einmal sicher eingelagert.
Die großen Blechteile wurden zunächst nur abgebaut, gereinigt und beiseite gestellt bis genug Teile zusammen waren um damit zum Sandstrahler zu fahren.

Irgendwann war es dann soweit den Traktor in seine Baugruppen zu zerlegen. Hierzu wurde das Vorderteil des Traktors an den orginalen Aufhängeösen des Motors an einen Differenzial-Flaschenzug gehangen. Unter das Heckteil kamen zwei Europaletten. Die Differenz bis zum Heck wurde mit Holzklötzen ausgeglichen, wodurch ein späteres Schleifen und Lackieren auch von unten möglich war. Zum Abmontieren der Hinterräder brauchten die Paletten jetzt nur um wenige Zentimeter mit einem Hubwagen angehoben werden.
Das Heckteil wurde mittels Gurt an den Paletten und Unterstellböcken unter den Achstrichtern gesichert, so dass ein Trennen des am Flaschenzug hängenden Vorderteils / Motors jetzt gefahrlos möglich war. Nach dem Trennen wurde das auf den Paletten liegende Heckteil einfach nach hinten weggefahren.

Da der Motor nun sicher am Flaschenzug hing, konnte jetzt mittels einer kleinen untergeschobenen Palette und Holzklötzen auch die Vorderachse vom Achsträger gelöst und weggefahren werden.
Anschließend wurde der Motor mit dem noch angeschraubten Achsträger auf eine weitere Palette heruntergelassen und dort vom Achsträger getrennt.
Hinten am Motor hing jetzt die noch fast 100 kg schwere Schwungscheiben- / Kupplungseinheit. Da ich den Motor mit diesem Zusatzgewicht nicht einfach auf der Blech-Ölwanne absetzen wollte, habe ich den Motor erst mal am Flaschenzug hängen lassen, bis die Schwungscheibe gelöst und mittels Rangierwagenheber abgenommen werden konnte.

Das Zerlegen des Same mittels Paletten und Hubwagen hat sich bewährt, da insbesondere das schwere Heckteil sicher bewegt werden konnte. Außerdem war es durch die Verwendung der Paletten jetzt möglich die Teile nach dem Zerlegen erst mal an die Seite bzw. nach Bedarf einzeln in meinen Schleif-/Lackierraum zu fahren.

Fortsetzung folgt
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Vorderachse mit Achsträger und noch montiertem Motor
Vorderachse mit Achsträger und noch montiertem Motor
Heckteil ohne Hydraulikkasten
Heckteil ohne Hydraulikkasten
Vorderachsträger mit der Welle
Vorderachsträger mit der Welle
Abgebauter Motor mit Schwungscheibe/Kupplung
Abgebauter Motor mit Schwungscheibe/Kupplung
Cassani
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Re: Same 360 C Allrad Oldtimer

Beitrag von Cassani »

Auf dem Getriebe-Heckteil befindet sich ein großer gusseisener Kasten in dem die Hydraulik untergebracht ist. Zwecks Reinigung des Getriebes und Kontrolle der Zahnräder bot es sich an, diesen Kasten zu entfernen. Außerdem sollten alle Schrauben mit denen dieser Kasten gehalten wurde entrostet und neu verzinkt werden. Die
neue Dichtung für den Kasten habe ich aus 1,5 mm Dichtungspapier selbst angefertigt.

Da dieser Kasten aber auch ca. 100 kg wog, der Differenzial-Flaschenzug mit dem Motor belegt war und ich keinen zusätzlichen Werkstattkran hatte, musste ich mir einen Kran basteln. ( Siehe Bild ) Ich weiß, dass jetzt alle Sicherheits-beauftragten aufschreien, aber manchmal muss man einfach improvisieren. No Risk – no Fun !

Soweit ich das beurteilen kann, waren die Zahnräder im Getriebe alle ok. Da sich das Getriebe und der Allrad bei den Probefahrten, bis auf die durch das Öl-Dreckgemisch steifen Hebel einwandfrei schalten ließ, sah ich keinen Grund das Getriebe weiter zu zerlegen.
Nach dem Ablassen des alten schwarzen Getriebeöls wurde das Getriebe durch Spülen mit Benzin gereinigt. Nach dem Abnehmen des rechten Achstrichters, fand sich innen im Getriebe, in einer bis dahin nicht sichtbaren Ecke, ca. 1 Pfund zäher schwarzer Schlamm, der auch durch das Spülen nicht herausgekommen war. Gute Dienste beim Spülen leiste eine alte Felgenreinigerflasche mit deren Spritzdüse der Dreck im Getriebe gezielt gelöst werden konnte. Außerdem nebelt sie nicht so sehr wie die Kompressor-Spritzflasche.

Gesäubert wurde nun auch der bereits erwähnte Hydraulikkasten. Hier befindet sich u.a. ein kleines Ölsieb, welches unbedingt frei sein sollte. Unter dem Hubzylinder versteckt sich ein kleiner O-Ring, welcher ebenfalls ersetzt werden sollte. Meiner war eckig und verhärtet.

Empfehlenswert ist es auch bei dieser Gelegenheit die O-Ringe der Hubarmwelle zu ersetzen, zumal sie nur wenige Cent/Euro kosten. ( Siehe hierzu Beitrag im Forum Same 240 – Italia / Heckhydraulik )
Problem ist nur, dass sich manchmal die Hubarme nicht von der Welle lösen lassen, da die Verzahnungen total verostet sind. Zum Glück ließ sich bei mir der linke Hubarm leicht von der Welle lösen, so dass die Welle mit dem rechten Hubarm nach rechts aus dem Kasten herausgezogen werden konnte. Ein Lösen der Welle vom rechten Arm war aber nur mittels vorgespanntem Abzieher und dem Einsatz von Hitze möglich. ( siehe Bild ) Nach dem Lösen wurden die Verzahnungen der Welle und der Hubarme sandgestrahlt, so dass sie wieder wie neu aussahen. Der Zusammenbau erfolgte mit Kupferpaste.

Der Einsatz von Hitze mittels Autogen-Schweissgerät war übrigens immer mal wieder notwendig, da sich einige Schrauben und Teile ansonsten nicht hätten trennen lassen. So z.B. die Unterlenkerkugeln von den konischen Bolzen am Getriebe.

Fortsetzung folgt.
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Abnehmen des Hydraulikkastens vom Getriebe mit improvisiertem Kran
Abnehmen des Hydraulikkastens vom Getriebe mit improvisiertem Kran
Blick in das Getriebe des Same 360
Blick in das Getriebe des Same 360
Hydraulik Same 360
Hydraulik Same 360
Hydraulikwelle mit rechtem Hubarm
Hydraulikwelle mit rechtem Hubarm
Cassani
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Re: Same 360 C Allrad Oldtimer

Beitrag von Cassani »

Nach meiner ersten Fehleinschätzung war dann aber schon ziemlich früh klar, dass die Vorderachse doch einiges an Spiel im Bereich der Achsschenkel und der Achsträgerwelle hatte. Zudem waren auch die Kreuzgelenke der Kardanwelle verschlissen.

Wo bekommt man nun die Ersatzteile her ?
Da es im Großraum Aachen weit und breit keinen Same-Händler gibt, blieb nur der Weg zum örtlichen Deutz-Händler übrig.
Der war auch sehr hilfsbereit. Außerdem hatte er Zugriff auf die Ersatzteillisten von Same. Die Preise der originalen Ersatzteile lassen den “Hobby-Traktoristen” aber nach hinten schlagen.

Da ich anfänglich keinen blassen Dunst hatte, was mich bei den Achsen erwartete und wie die verschlissenen Teile überhaupt aussahen, habe ich erst einmal nur die linke Achshälfte zerlegt und wieder aufgearbeitet, solange der Traktor noch auf seinen Rädern stand. ( siehe Bild –Achse nach Ausbau )

Durch Ausmessen und Vergleichen der im Internet angebotenen Teile, bin ich dann darauf gekommen, dass beim Same 360 vermutlich eine Sige – Allrad Achse eingebaut wurde, wie sie auch Deutz bei einigen Serien benutzt hat. Die dort verbauten Kreuzgelenke, Achsschenkelbolzen und Buchsen, die Verbindungsteile der Kreuzgelenke sowie einige Achswellen sind identisch und lassen sich somit entweder neu oder gebraucht, zu einigermaßen erträglichen Preisen von Fremdanbietern besorgen. ( siehe Bild ) Gute Erfahrungen habe ich z.B. mit der Fa. http://www.escher-co.de gemacht, deren angebotene Teile über den lokalen Deutzhändler bezogen werden können.

Das Ausbauen der Achsschenkelbuchsen ist nicht ganz einfach, da sie ziemlich fest sitzen. Ein Herausschlagen kommt eigentlich nicht infrage, da dies nur von innen nach außen gehen kann und ziemlich unpräzise ist. Außerdem ist der Boden der Buchsen nicht besonders stabil.
Die erste Buchse habe ich mit einem kleinen Bilstein Schraubwagenheber herausgedrückt, der in das Achsschenkelgehäuse passte. Durch Unterlegen von Flacheisen auf der einen Seite und dicken Muttern und immer wieder weiteren Unterlag-scheiben auf der Gegenseite, konnte die Buchse langsam von innen nach außen heraus gedrückt werden.
Für die unteren Buchsen habe ich später eine große C-Zwinge benutzt. Ein Erhitzen des Achsschenkelgehäuses mittels Heißluftfön ist beim Herausdrücken der Buchsen hilfreich.

Zum Einbau wurden die neuen Buchsen zuerst tiefgekühlt und dann mittels Hammer und angefertigtem Schlagstück in die vorgewärmten Achsschenkelgehäuse hineingetrieben.
Gegen ein Mitdrehen sind die Buchsen durch einen bereits im Achsschenkelgehäuse befindlichen Stift gesichert. In die neuen Buchsen muss deshalb eine kleine Aussparung geschliffen werden . ( Siehe Bild ) Zum Schleifen der gehärteten Buchsen wurde ein “Aldi-Dremel” benutzt.
Ich würde dazu raten diese Aussparung erst dann in die Buchse zu schleifen, wenn sich deren Rand beim Einpressen knapp über dem Stift befindet. Ansonsten könnte es passieren, dass sich eine Buchse beim Einpressen dreht und eine vorher eingeschliffene Nut nicht mehr mit dem Sicherungsstift fluchtet.
Zu den neuen Buchsen gehören auch neue Anlaufscheiben !

Die Vorderachse wird am Traktor mittels einer ca. 40 mm dicken Welle befestigt, die durch den Vorderachsträger und zwei Stahlbuchsen !!! läuft, die sich oben auf der Vorderachse befinden. Hinten endet die Welle in einem Stabilisator.

Zunächst einmal muss diese Welle nach vorne aus dem Vorderachsträger herausgezogen werden, sofern sie nicht festgerostet ist. In der Welle befindet sich vorne ein Gewinde in das man eine Gewindestange einschrauben und dann, mittels eines improvisierten Abziehers aus Rohrstücken und Flacheisen, die Welle herausziehen kann.
Eine andere Möglichkeit diese Welle herauszuziehen wäre mit einem “Gleithammer”. Ich habe beide Methoden benutzt. Zuerst gelöst mit dem improvisierten Abzieher und dann das letzte Stück mit dem Gleithammer, weil es schneller geht und der Abzieher jetzt sowieso zu kurz war.

Bei den beiden Buchsen oben auf der Vorderachse muss man aufpassen, da diese durch einen kurzen Splint durch dass Gussgehäuse in die Buchse hinein gegen Verdrehen gesichert sind. Wegen der Farbe auf der Achse sieht man diese Splinte nicht. Mir sind sie erst beim Studieren der Ersatzteilliste aufgefallen.

Beide Buchsen sind ca. 70 mm lang und haben innen einen Abstand von ca. 50 mm voneinander. Um die Buchsen heraus zu ziehen braucht man einen Innenabzieher mit entsprechender Gegenstütze. Neu kostet so etwas ca. 150 Euro.
Da ich keinen hatte, habe ich mir auf der Drehbank eine Stufenscheibe mit Außen- bzw. Innendurchmesser der Buchse gedreht. Diese Scheibe habe ich dann mittig durchgesägt, wodurch es möglich war sie innen zwischen die beiden Buchsen zu fummeln. Jetzt konnte man mittels Gewindestange und improvisiertem Rohrstück als Abzieher eine der Buchsen herausziehen. Die zweite Buchse habe ich mit einem passenden Rohr und der Stufenscheibe als Schlagstück einfach herausgeschlagen.

Da die Buchsen nicht mehr lieferbar waren, wurden in einer lokalen Werkstatt zwei Stück aus Rotguss passend zur Welle anfertigt. Wichtig war, dass die neuen Buchsen auch die spiralförmigen Nuten für das Fett hatten.

Zum Einbau wurden die Buchsen erst wieder tiefgekühlt und dann in das vorgewährte Gehäuse der Vorderachse mittels passendem Schlagstück eingetrieben.

Vor dem Einbau in die Vorderachse passten die neuen Buchsen saugend auf die Welle. Nach dem Einbau passte die Welle dann aber nicht mehr durch die Buchsen. Zum Aufreiben der Buchsen braucht man eine Spezialreibahle wie z.B. Hunger U39-45,
die mittels Konusstücken an beiden Enden sicherstellt, dass auch beide Buchsen gleichmäßig aufgerieben werden. Zum Glück hatte jemand im Dorf genau die passende Reibahle.

Wie oben schon erwähnt, befindet sich an der Achse auch ein Stabilisator in dem die Vorderachswelle endet. Ein Spiel in diesem Bereich war in der Vergangenheit schon mal provisorisch aufgeschweist worden. Um auch künftigen Verschleiß einfach beseitigen zu können, habe ich den Stabilisator ausdrehen und ebenfalls mit einer Rotguss-Buchse versehen lassen. Die Welle wurde dazu im Bereich der Buchse auch etwas abgedreht.

Fortsetzung folgt !
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Vorderachse nach dem Ausbau
Vorderachse nach dem Ausbau
Achsschenkelbolzen und  -Buchsen
Achsschenkelbolzen und -Buchsen
Cassani
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Re: Same 360 C Allrad Oldtimer

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Ausdrücken der unteren Achsschenkelbuchse
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Neue Achsschenkelbuchse mit Schlagstück
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