Anzugsdrehmomente Radmuttern

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Cassani
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Anzugsdrehmomente Radmuttern

Beitrag von Cassani »

Hallo Forum !
Vor einigen Tagen hatte ich unter der Rubrik Same 250 bis 480 / Bereifung schon einmal die Frage gestellt, was für ein Anzugsdrehmoment die Radmuttern bei einem Traktor haben müssen, da sich in meinen SAME-Unterlagen dazu nichts fand.
An meinem Same 360 sind Radbolzen mit dem Feingewinde M18 x 1,5 mm verbaut. Die Festigkeit dürfte 10.9 sein, da diese Klasse üblicherweise für Radbolzen verwandt wird. Die dazugehörigen Muttern haben eine Schlüsselweite von 30 mm, wobei heute für M18 Muttern nur noch eine Schlüsselweite von M24 benutzt wird.
Auf meine Frage hatten der Kurt mit einer Tabelle von Deutz und Condor 86 mit einer Tabelle über Standart Anzugsdrehmomente für Schrauben und Muttern geantwortet.
Aus der Deutz-Tabelle ging hervor, dass die Muttern der Vorderachse mit 400 Nm und die der Hinterachse mit 600 !! Nm angezogen werden sollen, wobei laut Tabelle von Condor 86 das Standart Anzugsdrehmoment für M18 Feingewindeschrauben nur bei 375 - 415 Nm liegt.
In anderen Tabellen wird das max. Anzugsdrehmoment von M18 x 1,5 zwischen 375 bis 523 Nm angegeben wird !!!

Da mir die ganze Sache keine Ruhe ließ habe ich heute mal bei drei Firmen im hiesigen Bereich für M18 x 1,5 nachgefragt.

Firma 1:
Reifenhändler der auch regelmäßig LKW- und Traktorreifen montiert. Ergebnis : 300 bis 350 Nm. Kein Unterschied zwischen Vorder- und Hinterräder.

Firma 2:
Deutz Landmaschinenhändler. Ergebnis: 395 Nm. Der Deutz-Händler hatte eine Liste von Deutz auf der auch für größere Schrauben nirgendwo ein Drehmoment von 600 Nm angegeben war. Zwischen Vorder- und Hinterrädern wurde nicht unterschieden.

Firma 3:
Allgemeiner Landmaschinenhändler der aktuell McCormick vertreibt, aber alteingesessen ist. Ergebnis: 240 Nm. Kein Unterschied zwischen Vorder- und Hinterräder.

Recherchen im Internet waren nicht zufriedenstellend. Eine Tabelle für Anzugsdrehmomente von Radmuttern für Traktoren habe ich nicht gefunden. Es fand sich lediglich eine Tabelle von Conti für LKW. Hier wird das Drehmoment für Bolzenzentrierung mit 270 bis 320 Nm und bei Mittenzentrieung zwischen 395 bis 410 Nm angegeben.
Alko gibt für seine Radbolzen M 18 x 1,5, Schlüsselweite 24 mm, 270 bis 280 Nm an. Diese 280 Nm werden auch von anderen Händlern für diese Radbolzen angegeben.

Ich habe das Thema jetzt noch mal unter Off-topic eingestellt, da es möglicherweise für andere Besitzer auch interessant ist und in der anderen Rubrik eventuell übersehen wurde. Vielleicht hat der eine oder andere ja auch in seiner Bedienungsanleitung genauere Angaben und kann sie hier einstellen.
Ansonsten findet man im Internet zu diesem Thema viele Hinweise in der Art, dass man doch ein 1,5 m langes Rohr nehmen sollte, die Mutter bis zum Anschlag festzieht und dann noch ein Schüppchen drauftut.
Also mal ganz im Ernst, dass ist doch Blödsinn. Jeder der schon mal geschraubt hat, weiß doch, dass nach ganz fest ganz los kommt. Wenn ich also Radbolzen durch Angehen der Mutter bis zum geht nicht mehr immer überdehne, löst sich zwar nicht mehr die Mutter aber irgendwann bricht der Radbolzen.

Also Leute! Mit wieviel Drehmoment zieht Ihr Eure Radmuttern an?

Viele Grüße
Cassani
MP4
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Registriert: 9. Oktober 2011, 19:48

Re: Anzugsdrehmomente Radmuttern

Beitrag von MP4 »

Hallo,

ich habe jetzt mal bei IHC geschaut: M18x1,5, 8.8=240Nm, 10.9=330Nm

Warum sollte man Radschrauben der gleichen Größe und Güte fester anziehen als "normale Schrauben" ?
Und warum sollten Vorder- und Hinterräder unterschiedlich angezogen werden?
Die Festigkeit der Schraube ist doch der begrenzende Faktor.
600Nm ist ja das doppelte des normalen Anzugsmoments. Das muss eine Verwechslung sein.

Ich ziehe meine Radschrauben ohne Drehmomentschlüssel an, mit "Gefühl" (Radkreuz ohne Verlängerung)

Gruß MP4
Cassani
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Re: Anzugsdrehmomente Radmuttern

Beitrag von Cassani »

Hallo MP 4!
Da gebe ich Dir Recht. Mir ist auch nicht ohne Weiteres erklärlich warum Radmuttern / Radbolzen im Gegensatz zu normalen Schrauben bis an die maximal zulässige Drehmomentgrenze bzw. sogar noch etwas drüber angezogen werden. Für die Meisten von uns ist das auch gar kein Problem, da man es entweder nicht besser weiß oder danach handelt " haben wir schon immer so gemacht ". Auch für mich war das bisher kein Problem.
Da ich allerdings der Meinung bin, dass zu einer richtigen Schrauberwerkstatt auch ein Drehmomentschlüssel mit "normalen" Werten von ca.80-200 Nm gehört, ziehe ich schon seit Jahren damit nicht nur die Zylinderkopfschrauben, sondern als willkommenen Nebeneffekt auch meine Radmuttern an. Allerdings hätte es mir auch keine Kopfschmerzen bereitet, bei einem Radwechsel unterwegs die Radmuttern einfach nach Gefühl anzuziehen.
Erst durch das Gespräch mit den Nachbarn ( siehe Beitrag oben ) und den dabei genannten hohen Drehmomentwerten, für die ich bislang auch gar kein Werkzeug hatte, bin ich auf die Idee gekommen mal im Internet zu recherchieren.

Was mich überrascht hat ist, dass ich in keiner SAME Betriebsanleitung dazu irgendwelche Angaben gefunden habe. Das Drehmoment von M8 Schrauben von irgendeinem unbedeutenden Deckel ist dort allerdings vermerkt. Scheint irgendwie wichtig zu sein!

Auch im Internet findet man dazu nichts. Wie schon gesagt, es gibt eine Tabelle für Drehmomente bei LKW-Radschrauben. Ob man die aber so einfach übernehmen kann, weiß ich nicht, da die Räder unterschiedliche Größen haben und sich auch noch je nach Fahrzeughersteller unterscheiden.

Im Netz findet man auch Tabellen zu Anzugsdrehmomenten bei PKW's oder Transportern. Viele PKW's / Transporter haben Radbolzen / Radschrauben der Größe M 14 x 1,5. Da liegen die Unterschiede auch zwischen 100 Nm und 180 Nm. Wahrscheinlich spielt hierbei auch noch der Lochkreis der Felgen und der Radnabendurchmesser eine Rolle.

Von einem Radbolzenhersteller habe ich eine Tabelle gefunden, der für M18 = 270 - 280 Nm und für M 14 = 110 bis 120 Nm angibt. Wieso gibt dann z.B. VW beim VW-Bus für M14 180 Nm an während z.B. ein VW Golf nur 100-120 Nm hat ?

Die modernen Radmuttern der Größe M18 x 1,5 haben eine Schlüsselweite von 24 mm. Am SAME 360 haben sie eine Schlüsselweite von 30 mm. Kann es sein, dass hier das Übersetzungsverhältnis beim Anzug anders ist ?

Was mich allerdings auch wundert ist, dass die "Fachleute" ( LAMA-Werkstatt und Reifenhandel ) so unterschiedliche Werte nennen. Bei 10 bis 20 Nm wäre es ja ok gewesen, aber 160 Nm Unterschied ?

Wenn in der von Kurt eingestellten Tabelle von Deutz zu diesem Thema ein Unterschied zwischen Vorder- und Hinterräder bei gleichen Radbolzengrößen gemacht wird, so könnte ich mir vorstellen, das hier das durch die unterschiedlichen Reifengrößen erzeugte Drehmoment ebenfalls eine Rolle spielt.

Vermutlich spielen beim Anzugsdrehmoment einer bestimmten Radbolzengröße mehrere Parameter eine Rolle, die sich dann auch noch je nach Fahrzeug unterscheiden ( Felgengröße, Reifenart, Lochkreis- und Nabendurchmesser und was weiß weiß ich noch alles ).

Auf jeden Fall hat mir die Recherche keine Klarheit gebracht, da ich mir jetzt ein Drehmoment aussuchen kann, welches von 240 Nm bis ca. 400 Nm und im Falle der von Kurt eingestellten Deutz-Tabelle sogar bis 600 Nm geht. Noch Fragen ?

Viel Grüße
Cassani
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Tabelle Radbolzenhersteller
Tabelle Radbolzenhersteller
bambusrohr
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Re: Anzugsdrehmomente Radmuttern

Beitrag von bambusrohr »

Hallo,

hier mal die Werte für die Reifen und allgemeine Anzugwerte von einem Dorado aus der Anleitung. Ist englisch, aber dürfte kein Problem sein, zu verstehen was gemeint ist.
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Cassani
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Re: Anzugsdrehmomente Radmuttern

Beitrag von Cassani »

Hallo Bambusrohr !
Danke für die SAME-Daten. Ich denke mit diesen Daten kann man leben, da sie auf jeden Fall untern den zulässigen Höchstdaten für M 18 x 1,5 liegen. Allerdings finde ich die Tabelle nicht ganz so eindeutig wie es auf den ersten Blick erscheint.

Nur Vorderradantrieb ( front wheel bolts ) M20 x 1,5 200 Nm


Bei Allradantrieb Felge mit Radnabe ( rim to Wheel hub ) M16 x 1,5 225 Nm
M18 x 1,5 360 Nm
Sind hier Vorder-und Hinterräder gemeint oder nur die Schrauben die die Vorderräder mit den Radnaben ( wheel hubs )verbinden ?

Bei Verstellfelgen:
Schrauben Felgenmittelteil der Hinterräder mit Felgenring ( rim to flange ) M18 x 1,5 360 Nm

Schrauben Felgenmittelteil der Hinterräder mit Steckachse ( rim to halfshaft ) M18 x 1,5 284 Nm

Der Begriff "Verstellfelge" wird nicht explizit genannt und ergibt sich nur aus dem Text. Gilt der Wert für die Befestigung der Schrauben der Hinterradfelgen an den Steckachsen nur für Verstellfelgen oder gilt er auch für die Hinterräder bei 2 und 4WD sowie für nichtverstellbare Hinterradfelgen ?

Die Irritation die bei mir aufkommt liegt darin, dass bei oben in der Tabelle bei 4WD kein Unterschied zwischen Vorder und Hinterrädern gemacht wird und das hier von der Befestigung der Felgen an den wheel hubs ( Radnaben ) gesprochen wird, während dann ganz unten in der Tabelle von der Befestigung der Hinterradfelgen an den Steckachsen ( halfshafts ) die Rede ist. Ich weiß, dass es sowohl " front wie rear wheel hubs" sowie "front und rear halfshafts" gibt. Ist diese Unterscheidung in der Tabelle nur zufällig oder hat sie einen Sinn ?
Wie siehst Du das ?


Grüße
Cassani
bambusrohr
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Re: Anzugsdrehmomente Radmuttern

Beitrag von bambusrohr »

Cassani,

du machst dir da einen viel zu großen Kopf um die ganze Sache ;)

Ich denke, da sind Übersetzungsfehler vom Italienischen ins Englische Handbuch. In meinem Original Deutschen Handbuch sind auch so, ich will es mal "holprig" ausdrücken, Stellen drin, die nicht korrekt übersetzt sind. Deshalb hab ich mal das Englische Handbuch gedownloaded, aber auch hier sind solche Passagen. Man müsste mal das Italienische lesen :D

Aber ich hab noch was für dich :D Anzugswerte aus dem WHB für Agroplus 75-100

Wie du siehst sind die Werte für M18x1,5 gleich mit 360Nm, für M20x1,5 sind mit 490Nm angegeben. Ich glaube nicht das der 2WD Dorado vorne M20x1,5er Radmuttern hat, ich weiß es aber nicht genau. Hier ist ja schon die erste Diskrepanz.
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Cassani
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Re: Anzugsdrehmomente Radmuttern

Beitrag von Cassani »

Hallo Bambusrohr !

Na so ein Forum dient ja auch dazu, dass man auftretende Probleme mal ausdiskutieren kann. Außerdem werd ich letztendlich schon eine praktikable Lösung finden. Man kann ja auch mal mit einem moderaten Drehmoment anfangen und die Schrauben dann häufiger überprüfen.

Was mich nur erstaunt ist, dass es gerade bei diesem doch relativ einfachen Thema soviele Ungereimtheiten gibt.
Trotzdem vielen Dank für Deine Mühe.

Grüsse
Cassani
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